Warum sind wir Physiotherapeuten? – Gedankengut von Sarah Clissa – Absolventin der Eva Hüser Physiotherapieschule

Warum sind wir Physiotherapeuten?

Was bringt uns dazu diesen Beruf zu erlernen?

Ist es ein Wunsch? Ein Traum? Oder der Versuch in seinem Leben etwas zu finden, was einen erfüllt?

Ist es der Gedanke, in seinem Leben etwas zu schaffen, worauf man stolz sein kann?

Oder wo man sich entfalten kann in all seiner Vielfalt?

3 Jahre sind jetzt um. Wir haben gemeinsam gelernt, gelacht, auch mal gestritten, konnten uns manchmal gar nicht mehr aushalten, und trotzdem – wenn es drauf an kam – waren wir füreinander da.

Egal ob Applausometer, „Junge Liebe in Gefahr“, oder wenn wir Behandlungen an uns übten.

Wir mussten lernen uns selbst, unseren Entscheidungen und einander  zu vertrauen, denn erst Vertrauen macht aus einzelnen Menschen ein Team.

In den Praktika mussten wir erkennen, dass was Patienten sagen, nicht immer der Tatsache entspricht.

Dinge wie: „ Nein, ich nehme keine Medikamente, nur so Tabletten gegen den hohen Blutdruck.“ oder „Ich brauch keine Greifzange, seit 2 Wochen hab ich doch die neue Hüfte, da komm ich doch von selbst an die Dinge auf den Boden.“

Hat jeder von uns wohl mehr als einmal gehört.

Wir mussten lernen mit Schmerz, Verzweiflung und Angst anderer umzugehen.

Mit Momenten die uns durch Mark und Bein gingen. Die uns fassungslos, traurig und sprachlos machten.

Und die uns auch das ein oder andere mal verzweifeln ließen.

Genau diese Momente, haben uns geprägt und entschieden, was für eine Art von Therapeut wir werden.

Wenn wir von Physiotherapeuten reden, dann sieht die Allgemeinheit das in uns:

Krankengymnasten die auch Massieren, Koma-patienten durchbewegen oder einfach mit der alten Dame über den Flur laufen.

Aber eigentlich sind wir die, die sich die Zeit nehmen, weil es niemand anderen mehr gibt in ihrer Familie.

Wir sind die, die als Dank selbstgestrickte Socken bekommen.

Die auf Intensiv – und Palliativstationen gehen, um einen Menschen auf seinem vielleicht letztem Weg zu begleiten und ihm Linderung schaffen.

Und wir sind auch die, die einem traumatisierten Menschen wieder auf die Beine helfen.

Ja, vielleicht ist das Päckchen, was wir tragen müssen manchmal zu groß für uns.

Aber der Moment, wo aus Verzweiflung Hoffnung wird, aus Angst Freude und aus Schmerz Zufriedenheit, ist der, für den sich das ganze schwere Arbeiten lohnt.

Am Ende stehen wir zusammen, Hand in Hand und unser Traum Physiotherapeut zu werden wurde wahr.

September 2017 / Sarah Clissa / Absolventin der Eva Hüser Physiotherapieschule

❗❗❗ DIESES THEMA GEHT UNS ALLE AN ❗❗❗

In diesem Beitrag von Visite werden die Umstände, die zu einem drastischen #Fachkräftemangel in der Physiotherapie führen, umfassend beleuchtet.

https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/visite/Notstand-bei-der-Physiotherapie,visite13664.html

Weitere Informationen zu diesem Thema sowie zum Thema Schulgeldfreiheit und eine entsprechende Petition hierzu unter

Endlich Schulgeldfreiheit oder: Der Wert von Physiotherapeuten

#hueserschule