Der Name dahinter – Gründerin Eva Hüser im Interview

Frau Hüser, Sie sind eine ausgebildete Tänzerin. Woher kam 1960 die Idee, eine Schule für Physiotherapeuten zu gründen?

Ich habe nicht nur getanzt, sondern war auch selbst Tanzpädagogin und Gymnastiklehrerin. Mein Wissen weiterzugeben, pädagogisch mit jungen Menschen zu arbeiten, war immer schon
eines meiner Ziele. Allerdings hatte ich mit dem Thema Physiotherapie noch nichts im Sinn, als ich meine Schule eröffnete.

Sondern?

Ich wollte einfach das tun, was ich konnte und wozu ich Lust hatte: Tanz und Gymnastik unterrichten und meine Erfahrungen auf diesem Gebiet weitergeben.

Und das gleich in einer eigenen Schule. Hatten Sie keine Angst vor einem möglichen Scheitern?

Tatsächlich war ich nie ängstlich. In diesem Fall hatte ich aber auch einen kleinen Vorteil: Meiner Familie gehörte dieses Grundstück mit einem Haus. Angefangen habe ich in unserer
damaligen Scheune. Der Ausbau zur Schule erfolgte schrittweise in den folgenden Jahren.

Parallel wandelte sich die Eva-Hüser-Schule von der Tanz- und Gymnastikschule zur Physiotherapie-Schule.

Das war eigentlich ein fließender Übergang. Sie war eine gute Ergänzung für den Beruf, den man damals bei uns erlernen konnte, den des Gymnastiklehrers. Unsere Absolventen hatten im
Wesentlichen zwei Optionen: Sie konnten als Sportlehrer an einer Schule tätig werden oder in einer Reha-Klinik arbeiten.

War das der „normale“ Ausbildungsweg?

Der Ausbildungsweg war gesetzlich vorgegeben und dauerte 3 Jahre und schloss mit einem staatlich anerkannten Examen als GymnastiklehrIn ab.

Was sich dann aber offenbar geändert hat.

Neben der Ausbildung zum staatl. anerk. GymnastiklehrerIn wurde 1985 die Physiotherapieschule gegründet.

Solche Veränderungen sind ja oft unvorhersehbar. Hat Ihnen dieser Wandel nie Angst gemacht?

Nein, da war doch ständig etwas Neues. Ich habe Veränderung immer eher als Herausforderung verstanden. Es hat ja auch inhaltlich Sinn gemacht. Und ich wollte meine jungen Leute so
ausbilden, dass sie für ihre persönliche Entwicklung und ihren beruflichen Weg optimal vorbereitet waren. Und glauben Sie mir, das waren sie alle.

Wie muss man sich das praktisch vorstellen?

Wir haben immer versucht, nah an der Praxis zu sein. Dabei hat uns ein Zufall sehr geholfen. Wir sind gleich neben der Schüchtermann-Klinik. Mit der haben wir schon fast von Anbeginn
zusammengearbeitet, was wir ja bis heute tun. Dadurch hatten unsere Schülerinnen und Schüler immer eine Ausbildung unter „Echtbedingungen“. Wir haben uns immer absolut an den jeweiligen Anforderungen orientiert.

Das ist die fachliche Seite. Gab es auch so etwas wie eine ethische Haltung gegenüber sich und den Schülern?

Eines stand immer vor allem anderen: Menschlichkeit. Ich kannte in jedem Jahrgang jede Schülerin und jeden Schüler, ihre Stärken und Schwächen ebenso wie die Wünsche und Probleme.
Ich wollte jeden so nehmen, wie sie oder er war. Menschen, für die wir verantwortlich waren und die hier alle notwendigen Fähigkeiten entwickeln sollten, ohne dabei ihre Persönlichkeit verbiegen zu müssen. Nur so entwickelt man seine eigene Persönlichkeit, und nur so wird man ein guter Therapeut.

Lässt sich ein solcher Anspruch heute noch erfüllen?

Das können Sie ja selbst sehen. Nach wie vor gibt es ständige Veränderungen, aber in dieser Schule finde ich mich und meine Ideen immer noch wieder. Elisabeth Klippel macht mit ihrem
Team einen wunderbaren Job. Beim 50-jährigen Jubiläum im kommenden Frühjahr werde ich mit anstoßen.

Dann werden Sie 94 Jahre alt sein.

All das ist ein wunderbares Geschenk.

(Interview mit Frau Hüser im Herbst 2009)
Frau Hüser ist am 9. April 2012 verstorben

 

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